Die dankbare Elster

Sie lehrt den Wert, jemandem in Not zu helfen. Sie vermittelt die Lektion, dass man unerwartete Hilfe zurückbekommen kann, wenn man jemandem mit einem großzügigen Herzen hilft.

Die dankbare Elster
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Quelle der Geschichte: Koreanisches Volksmärchen.
Lehre der Geschichte: Sie lehrt den Wert, jemandem in Not zu helfen. Sie vermittelt die Lektion, dass man unerwartete Hilfe zurückbekommen kann, wenn man jemandem mit einem großzügigen Herzen hilft.

Kulturelle Anmerkungen für Eltern:

  1. In vielen buddhistischen Tempeln Asiens, wo der Buddhismus weit verbreitet ist, gibt es oft Glocken. Einige dieser Glocken sind von geheimnisvollen, manchmal traurigen Legenden umgeben.
  2. Im mittelalterlichen China und Korea gab es ein Prüfungssystem, um Beamte auszuwählen. Um die Prüfungsfragen beantworten zu können, musste man sehr viele Bücher auswendig lernen und verstehen.

Die dankbare Elster

Eines Tages wanderte ein Mann einen tiefen Bergpfad entlang. Er wollte zum großen "Vergangenheitsexamen" in der Hauptstadt, das der König abhielt. Der Mann hatte lange und fleißig gelernt, um die Prüfung zu bestehen. Um rechtzeitig in der Hauptstadt anzukommen, beschloss er, auch nachts durch die Berge zu wandern.

Als es langsam dunkel wurde, sah der Mann plötzlich eine lange Schlange, die auf einen Baum kroch. Oben im Baum war ein Elsternnest, und darin lagen kleine, piepsende Elsternbabys.

"Oh nein! Das ist gefährlich! Die kleinen Elstern werden ja gefressen!", rief der Mann erschrocken.

Schnell holte er seinen Bogen hervor und legte einen Pfeil ein. Er zielte genau... und der Pfeil war genau richtig! Er traf die Schlange mitten ins Herz. Die getroffene Schlange fiel vom Baum und war sofort tot.

Die kleinen Elsternbabys waren gerettet! Der Mann war froh und setzte seinen Weg durch die dunkle Nacht fort. Aber der Weg war weit und der Mann wurde müde. Tief im Wald entdeckte er eine kleine Hütte. "Hier kann ich bis zum Morgen schlafen", dachte er und legte sich in der Hütte zum Schlafen hin.

Mitten in der Nacht wachte der Mann plötzlich auf. Es war ganz eng und komisch um ihn herum. Er öffnete die Augen und erschrak! Eine riesige Schlange hatte sich um seinen ganzen Körper gewickelt!

"Hey! Du frisst doch keine Menschen!", fragte der Mann ängstlich. "Warum willst du mir weh tun?"

Die Schlange zischte böse: "Du hast meinen Mann mit einem Pfeil getötet! Jetzt will ich Rache für meinen Mann!"

Der Mann erklärte ihr, dass er nur die kleinen Elsternbabys retten wollte. Aber die Schlangenfrau wollte ihm nicht zuhören. "Mein Mann wollte doch auch nur seine Kinder füttern! Er ist nur auf den Baum geklettert, um für unsere Babys Essen zu holen!", zischte sie wütend.

"Bitte, bitte! Wenn ich nicht zur Prüfung in die Hauptstadt komme, können meine Frau und meine Kinder nicht leben! Bitte lass mich am Leben!", flehte der Mann.

Aber die Schlangenfrau hatte kein Mitleid. Sie hatte ihren Mann verloren und war voller Wut und Trauer. "In diesem Berg gibt es einen alten Tempel. Dort steht eine große Glocke. Wenn diese Glocke jetzt läutet, dann lasse ich dich leben", sagte die Schlange.

Der Mann war verzweifelt. Wer sollte denn mitten in der Nacht die Glocke läuten? Die Schlange wusste genau, dass um diese Zeit niemand die Glocke läuten würde. Sie wollte ihn nur quälen.

Aber was war das? Plötzlich... PLING! PLING! PLING!... Die Glocke begann zu läuten! Immer wieder! PLING! PLING! PLING!...

Die Schlangenfrau war wütend und traurig, aber sie musste ihr Versprechen halten. Langsam ließ sie den Mann los. Der Mann atmete tief durch und war unendlich erleichtert.

Als die Sonne aufging, rannte der Mann zum Tempel. Er wollte unbedingt wissen, wer ihn in der dunklen Nacht gerettet hatte. Er wollte sich bei demjenigen bedanken.

Aber im Tempel war niemand. Er war schon lange verlassen und ganz leer. Der Mann ging zum Glockenturm und sah sich um. Da entdeckte er etwas Schreckliches!

Auf dem Boden lagen zwei tote Elstern. Ganz nah bei der Glocke. Als er genauer hinsah, sah er große Wunden an ihren kleinen Köpfen. Sie hatten viel Blut verloren. Und an der Glocke... da war Elsternblut!

Die Elstern hatten die Glocke mit ihren Köpfen geschlagen! Immer und immer wieder! Sie hatten ihr Leben riskiert, um den Mann zu retten, der ihre Babys beschützt hatte.

Der Mann war so traurig und dankbar. Er begrub die Elstern unter einem Baum und bedankte sich in seinem Herzen bei ihnen. Er hatte gelernt: Wenn man anderen hilft, dann wird einem auch geholfen.

Der Mann bestand die Prüfung und wurde vom König zum Bürgermeister einer kleinen Stadt ernannt. Er wurde ein guter und gerechter Bürgermeister, der den armen und schwachen Menschen immer half. Und so lebten alle glücklich und zufrieden.