Geschichte über Hund, Katze und Zaubermurmel
Quelle der Geschichte: Koreanisches Volksmärchen.
Warum bellen Hunde Katzen an? Dieses Volksmärchen ist eine alte Geschichte über das Verhältnis zwischen Hunden und Katzen.
Kulturelle Anmerkungen für Eltern:
In vielen asiatischen Ländern war es üblich, Katzen im Haus und Hunde im Hof zu halten.
Geschichte über Hund, Katze und Zaubermurmel
Es war einmal vor langer Zeit ein armer Fischer. Eines Tages, als der alte Fischer vom Fischfang nach Hause zurückkehrte, hörte er ein leises Miauen.
„Miau, miau!“, klagte eine kleine Katze ganz schwach am Wegesrand.
„Ach du armes Ding, du scheinst ja großen Hunger zu haben“, sagte der Fischer voller Mitgefühl.
Der alte Mann nahm die Katze mit nach Hause. Am nächsten Tag ging der Fischer wieder zum Fischen.
Als er am Abend auf demselben Weg nach Hause kam, hörte er ein Wimmern.
„Wuff-wuff, wuff-wuff!“, winselte ein Hund an der Stelle, wo er die Katze gefunden hatte.
„Oh je, hast du etwa dein Herrchen verloren?“, fragte der Fischer besorgt.
Der gütige Fischer nahm auch den armen Hund mit zu sich nach Hause.
„Von nun an sollt ihr bei mir wohnen!“, sagte er freundlich zu den Tieren.
Auch am nächsten Tag ging der Fischer wieder zum Fischen.
Und oh Wunder, diesmal fing er einen riesigen Karpfen! Der Fischer war überglücklich und tanzte vor Freude. Aber in den Augen des Karpfens glänzten dicke Tränen.
„Bitte, lieber Fischer, lass mich leben!“, flehte der Karpfen mit zitternder Stimme.
Der Fischer hatte Mitleid und ließ den großen Karpfen frei. Zum Dank schenkte der Karpfen dem Fischer eine wundersame Zauberkugel, die Wünsche erfüllen konnte.
Als der Fischer nach Hause kam, folgte er dem Rat des Karpfens. Er nahm die Kugel in die Hand, wünschte sich von ganzem Herzen etwas und sprach die Worte:
„Ich wünsche mir, reich zu werden!“
In diesem Augenblick, husch-husch!, stand plötzlich ein prächtiges, großes Haus da, wo vorher nur eine kleine Hütte gestanden hatte. Und so wurde der Fischer reich und lebte fortan ohne Sorgen.
Eines Tages kam die geizige Nachbarin aus dem Dorf auf der anderen Seite des Flusses zu Besuch.
„Ich habe von einer wundersamen Kugel gehört, die Sie besitzen sollen. Zeigen Sie sie mir doch bitte einmal!“, bat die neidische alte Frau.
Die geizige Nachbarin tat so, als würde sie die Kugel nur neugierig betrachten, aber in einem unbemerkten Augenblick tauschte sie die Zauberkugel heimlich gegen eine andere, wertlose Kugel aus, die sie in ihrer Tasche versteckt hatte. Dann machte sie sich schnell aus dem Staub.
Als die Zauberkugel verschwunden war, wurde das Haus des Fischers wieder armselig und klein wie zuvor. Im Bauch des Fischers knurrte es vor Hunger, denn es gab nichts mehr zu essen. Krrrr… grrr…
Da beschlossen die Katze und der Hund, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und die Zauberkugel zurückzuholen.
Gemeinsam machten sich die Katze und der Hund auf den Weg zum Haus der geizigen Nachbarin im Dorf auf der anderen Seite des Flusses.
Der Hund suchte überall im Haus, aber er konnte die Kugel nirgends finden. Die Katze hingegen hörte ein leises Piepsen und folgte dem Geräusch in die Speisekammer. Dort wollte sie eigentlich die frechen Mäuse fangen, die sich immer am Käse zu schaffen machten.
Doch dann entdeckte die Katze den Mäusekönig höchstpersönlich! Sie fing ihn kurzerhand und befahl ihm streng: „Bringe sofort die Zauberkugel herbei, oder es setzt was!“.
Der eingeschüchterte Mäusekönig rief seine Untertanen herbei und befahl ihnen, die Kugel zu suchen. Die Mäuse huschten in alle Ecken und Winkel und schon bald rief eine aufgeregte Mäusestimme:
„Da ist sie ja! Ich hab sie gefunden!“.
Die geizige Nachbarin schlief tief und fest und hielt die Zauberkugel fest in ihrer Hand.
Der Mäusekönig brachte die Kugel vorsichtig zur Katze. Glücklich über den Fund machten sich die Katze und der Hund auf den Rückweg zum Fluss.
Da die Katze Wasser überhaupt nicht mochte, nahm sie die Kugel ins Maul und sprang auf den Rücken des Hundes.
Der Hund nahm die Katze Huckepack und begann, durch das kalte Wasser zu schwimmen. Plitsch, platsch, plitsch, platsch!
Mitten im Fluss wurde der Hund plötzlich unsicher, ob die Katze die wertvolle Kugel auch wirklich noch festhielt.
„Katze, hast du die Kugel noch gut im Maul?“, rief er besorgt.
Doch die Katze gab keine Antwort. Sie konnte ja nicht sprechen, weil sie die Kugel im Maul trug.
Der dumme Hund wurde ungeduldig und fragte die Katze immer wieder dasselbe.
Aber es kam einfach keine Antwort!
Schließlich fragte der Hund zum wiederholten Male:
„Sag mal, hast du die Kugel auch wirklich noch? Antworte doch!“.
„Jaaa! Natürlich habe ich die Kugel noch!“, platzte es aus der Katze heraus, weil sie es nicht mehr aushielt. Im selben Moment ließ sie die Kugel los – und platsch!, fiel sie ins tiefe Wasser. Oh nein! Wie konnte das nur passieren? Der Hund war der Katze böse und schwamm traurig ans Ufer zurück.
In dieser Nacht ging die Katze ganz alleine am Flussufer entlang, um die verlorene Kugel zu suchen.
Während ihrer erfolglosen Suche wurde die Katze hungrig. Da sah sie einen Fischer, der gerade einen dicken Fisch gefangen hatte. Kurzerhand stibitzte die Katze dem Fischer den fetten Fisch und rannte eilig davon.
Als sie den Fisch gierig verschlang, biss sie plötzlich auf etwas Hartes. Knirsch!
„Huch, was ist das denn? Eine Kugel im Bauch des Fisches!“, staunte die Katze nicht schlecht.
Tatsächlich hatte der Fisch die Kugel verschluckt, als sie ins Wasser gefallen war! Unglaublich, aber wahr! Die Freude der Katze war riesengroß und überglücklich trug sie die Kugel nach Hause.
Als der alte Fischer die Zauberkugel wiederhatte, wurde er augenblicklich wieder reich und lebte von nun an in Saus und Braus.
Von diesem Tag an durfte die Katze, die die Kugel wiedergefunden hatte, im warmen Zimmer wohnen und bekam immer das beste Futter. Der Hund aber musste weiterhin draußen im kalten Hof leben.
Und noch heute, wenn der Hund die Katze nur ansieht, fletscht er die Zähne und knurrt sie böse an. Grrrr…!